Beschreibung
He jet ett nix ze knipse!
Fotografie: Michael Jaeger
Text: Nikla Rätz, Jacques Berndorf und Rudolf Raetz
Grafik: Axel Schmitz
Herausgeber | Ortsgemeinde Kerpen · Vulkaneifel
Gebundene Ausgabe, 120 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN 978-3-9814113-7-9
Auszug:
Dieser Landkreis, der Landkreis Vulkaneifel, umfasst 109 Gemeinden mit 60952 Einwohnern.
Sie alle stehen vor gewaltigen Umwälzungen, nichts wird mehr so bleiben wie es war. Unsere Eifel, diese wunderschöne Landschaft mit ihren tiefen Wäldern, den Maaren, den Vulkankegeln, stirbt. Niemand weiß, wie genau es weitergeht. Eines aber ist sicher – und aus diesem guten Grund wurde dieses Buch gemacht: Es entsteht etwas Neues. Der Wandel ist unaufhaltsam, die Brüche sind gewaltig, die mensch- lichen Gemeinschaften im Vulkaneifelkreis werden sich umgestalten müssen, das scheinbar ewige Fließen der Generationen wird stocken, kaum etwas wird beim Alten bleiben.
Wir leiden unter einem massiven Geburtenrückgang, wir leiden unter Überalterung, unter der Abwanderung junger Familien in die Ballungs- räume. Es gibt Spielplätze in unseren Dörfern, auf denen kaum noch Kinder spielen. Weil Kinder nicht mehr geboren werden. Bis zum Jahr 2020 wird jeder zweite Arzt in Rente gegangen sein, die Praxen werden leer stehen, junge Ärzte kommen nicht in die Eifel.
Schon jetzt ist die Zahl der leerstehenden Wohn- und Wirtschaftsge- bäude erschreckend hoch. Einer Schätzung zufolge stehen zur Zeit rund 300 landwirtschaftliche Anwesen zum Verkauf. Die Preise sind erstaunlich niedrig, zwischen 50.000 und 70.000 Euro, aber wer kommt und kauft? Der ÖPNV, der Öffentliche-Personen-Nahverkehr, ist nicht mehr aufrechtzuerhalten, nicht mehr finanzierbar. Er besteht in diesem Landkreis fast ausschließlich aus Schulbussen, die sehr teuer sind. Und zunehmend fehlen die Schüler, die diese Busse benutzen. Was macht die alte Frau, die gebrechlich in einem Dorf festsitzt und zu einem Arzt oder zu einer Behörde will?
Es fehlt an hochqualifizierten, wohnortnahen Arbeitsplätzen, die Versorgungsstruktur mit Breitbandinformation ist lückenhaft, der Segen des Internet hierzulande durchaus nicht komplett. Neue Betriebe siedeln sich deshalb nicht an. Das massive Problem hat längst auch die Kirchen erfasst. Ein Beispiel: 70 Prozent der Einwohner sind katholisch, drei Priester sind zuständig für 27 Kapellen und Kirchen, das hat mit normaler Arbeit nichts mehr zu tun, das grenzt an ein Straflager.
Wir sind zu Recht stolz auf unsere Freiwilligen Feuerwehren, aber Frauen und Männer, die 80, 50 oder 30 Kilometer entfernt arbeiten, können nicht alarmiert werden. Auch da erhebliche Probleme. Probleme auch bei der wachsenden Zahl der Windkraftanlagen, Probleme auch beim ausufernden, nicht enden wollenden Gesteinsab- bau. Nutzungskonflikte nennt das der Fachmann.
Sind wir noch zu retten?
Die Antwort ist: Ja! Bei uns funktioniert die dörfliche Gemeinschaft noch, die Menschen helfen einander, das Bewusstsein für das eigene Dorf und seine Eigenarten ist hoch. Hilfsbereitschaft steht ganz oben auf der Liste, niemand wird alleingelassen. […]