Die Arnulphuskapelle bei Walsdorf und Zilsdorf
Lang habe sie dort oben gestanden, auf dem Berg. Eine der ältesten Kirchen sei sie im weiten Umland gewesen. Weithin sichtbar in einer kargen Landschaft. Sie war ein Ort des Glaubens für Pilger, die für die Gesundheit ihres Viehs beteten und zugleich Pfarrkirche für die Dörfer Walsdorf, Zilsdorf, Loogh, Stroheich und Orendorf. Geweiht war sie dem Heiligen Arnulphus, dem Schutzpatron der Müller und Bierbrauer.
Was ist also die Zeit?
Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es,
wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiß ich es nicht.
Augustinus: Bekenntnisse (Buch 11, Kapitel 14), um 400 n.Chr.
Die Arnulphuskapelle bei Walsdorf und Zilsdorf
614 wurde dieser Bischof zu Metz, bewahrte dort und in den Vogesen die Menschen vor Krankheit und Elend und wurde aufgrund seiner politischen Verdienste nach seinem Tod um 640 schnell zum Hausheiligen der erstarkenden Karolinger. Man erzählt sich von ihm, dass ihn nach seiner Bischofswahl Zweifel überkamen, ob er für diese hohe Aufgabe der Geeignete sei. Seinen Bischofsring habe er hierauf in die Mosel geworfen, verbunden mit dem Gebet an Gott, er möge ihm diesen Ring zurückgeben, wenn er der Richtige sei. Anderntags fand er ihn, zu Mittag in einem frisch gefangenen und zubereiteten Fisch auf seinem Teller wieder.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verfällt die Arnulphuskirche zusehends. Die neue Zeit nach der napoleonischen Säkularisation bedeutet für viele Kirchen und Klöster der Region den Niedergang, woran nun auch die Restaurationsbestrebungen Fürst von Metternichs nach dem Wiener Kongress nichts mehr ändern. Die nun preußische Eifel ist arm. Bald sind alle Steine abgetragen, die Gebeine der Verstorbenen des Friedhofs nach Walsdorf umgebettet. An der Stelle der einstigen Kirche klafft nun ein tiefes Loch. Der Berg ist einem Basaltbergwerk gewichen, das sich nach dem Ende der Arbeiten nun die Natur wieder zurücknimmt.
An die Kirche erinnerte nur noch ein Prozessionskreuz auf dem Weg bergan. Doch 1988 erbaute man an seiner Seite ein Heiligenhäuschen, erneut Arnulphus gewidmet, als Zufluchtsort für Betende und als Erinnerung an die ehemalige Pfarrkirche.
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Heiligenhäuschen / Kapellchen in der Eifel
Heiligenhäuschen sind erstaunlich lebendige Orte der Eifel – mit einem Fenster in die Vergangenheit. Wer zu ihnen kommt, findet sie fast immer mit frischen Blumen und Zweigen geschmückt. Und unermüdlich brennen in ihnen kürzlich entzündete Kerzen und Lichtlein. Viele dieser Häuschen wurden erst in den letzten Jahrzehnten errichtet. Andere haben eine jahrhundertealte Geschichte. Oft stehen sie zwischen Bäumen wie Linden, Eichen, Birken oder Ahorn.
Die Heiligenhäuschen geben meist Zeugnis von der Erfüllung eines Gelübdes. Etwas Gutes ist geschehen, für das innig gebetet, und das von tiefstem Herzen erhofft wurde. Die kleinen Häuschen bieten Raum für ein, zwei – manchmal bis zu vier Personen und dienen der stillen Andacht, der inneren Einkehr, dem persönlichen Dialog mit Gott. Sie sind Orte der Selbstbegegnung – mit den eigenen Sorgen, Hoffnungen, Ängsten und Wünschen. Womöglich sind sie auch Orte des Haderns mit Gott und der Welt und höchstwahrscheinlich auch Orte des Trostes. Oftmals sind kleine Tafeln des Dankes angebracht. Sie zeugen von Glück und geben dem Nächsten Hoffnung.
Die Fotografie und der Text entstammen dem Eifelkalender „Heiligenhäuschen in der Vulkaneifel 2018“ der Kreissparkasse Vulkaneifel.
Fotografie: © Sven Nieder | Text © Dr. Tim Becker