Am Ausgang des alten Dorfes Boverath, den Berg hinauf zum alten Weg nach Darscheid, steht ein kleines Heiligenhäuschen. Wer sich hier hinauf begibt, geht an vielen jungen Bäumen entlang, die die Dorfbewohner seit einigen Jahren rechts des Weges für die Neugeborenen des Ortes anpflanzen. Jeder Baum ist Symbol des lebendigen Schatzes des Dorfes und zeigt die besondere Beziehung zwischen den Menschen Boveraths und der sie umgebenden Natur. Wer auf dem Bänkchen neben der Kapelle Platz nimmt, sieht über die Bäume, übers Dorf hinweg in Richtung Daun. Die besondere Bedeutung der Kinder für die eifeler Menschen findet sich auch in diesem Heiligenhäuschen wieder.
Es ist ein Zug der Kindheit, aus allem alles machen zu können.
Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters theatralische Sendung, 1777.
Hinter dem kunstvoll geschmiedeten Gitter steht auf dem Altärchen die Figur des heiligen Josef, mit dem Jesuskind auf dem linken Arm, in seiner rechten Hand eine Lilie als Symbol der Reinheit. Zu seiner Rechten steht eine Figur der Mutter Gottes aus Lourdes, die einst dem jungen Mädchen Bernadette in einer Grotte erschienen ist. Zu seiner Linken eine weitere Madonnenfigur. Das Häuschen selbst ist der schmerzhaften Mutter Gottes gewidmet, die in steter Sorge um ihren Sohn Jesus Christus lebt. Betenden gibt sie einen Ort für Sorgen, Nöte, Wünsche und Dankbarkeit.
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Heiligenhäuschen / Kapellchen in der Eifel
Heiligenhäuschen sind erstaunlich lebendige Orte der Eifel – mit einem Fenster in die Vergangenheit. Wer zu ihnen kommt, findet sie fast immer mit frischen Blumen und Zweigen geschmückt. Und unermüdlich brennen in ihnen kürzlich entzündete Kerzen und Lichtlein. Viele dieser Häuschen wurden erst in den letzten Jahrzehnten errichtet. Andere haben eine jahrhundertealte Geschichte. Oft stehen sie zwischen Bäumen wie Linden, Eichen, Birken oder Ahorn.
Die Heiligenhäuschen geben meist Zeugnis von der Erfüllung eines Gelübdes. Etwas Gutes ist geschehen, für das innig gebetet, und das von tiefstem Herzen erhofft wurde. Die kleinen Häuschen bieten Raum für ein, zwei – manchmal bis zu vier Personen und dienen der stillen Andacht, der inneren Einkehr, dem persönlichen Dialog mit Gott. Sie sind Orte der Selbstbegegnung – mit den eigenen Sorgen, Hoffnungen, Ängsten und Wünschen. Womöglich sind sie auch Orte des Haderns mit Gott und der Welt und höchstwahrscheinlich auch Orte des Trostes. Oftmals sind kleine Tafeln des Dankes angebracht. Sie zeugen von Glück und geben dem Nächsten Hoffnung.
Die Fotografie und der Text entstammen dem Eifelkalender „Heiligenhäuschen in der Vulkaneifel 2018“ der Kreissparkasse Vulkaneifel.
Fotografie: © Sven Nieder | Text © Dr. Tim Becker