Das Heiligenhäuschen an der Straße bei Rengen - Eifelbildverlag
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Das Heiligenhäuschen an der Straße bei Rengen

Über viele Jahrhunderte sind Heiligenhäuschen heilige und heiligende Orte in Flur und Wäldern. Dort, wo das Glockenläuten der heimatlichen Kirche kaum noch vernehmbar ist, dort wo der Ackerer oder der Reisende sich allein und unsicher fühlt, wirken sie wie ein Segen der unmittelbaren Umgebung, wie eine vertraute Gegenwart Gottes in der weiten Natur. Der geschäftige Mensch mag dies vergessen, wenn er heute auf Bundesstraßen und Autobahnen an ihnen vorbeirauscht, sie kaum noch bemerkt. Sobald er diese Orte jedoch betritt, ist er unmittelbar wieder allein mit sich und spürt womöglich, dass diese besonderen Orte ihren tieferen Sinn eben genau dort haben, wo sie errichtet wurden.

Die Kapelle bei Rengen ist ein solcher Ort, zugleich knapp außerhalb des Dorfes gelegen, weithin sichtbar in der Flur und in unmittelbarer Nähe zu den Hauptverkehrswegen unserer Zeit. Fast immer brennen hier Kerzen vor der kleinen Pietà.

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Heiligenhäuschen / Kapellchen in der Eifel

Heiligenhäuschen sind erstaunlich lebendige Orte der Eifel – mit einem Fenster in die Vergangenheit. Wer zu ihnen kommt, findet sie fast immer mit frischen Blumen und Zweigen geschmückt. Und unermüdlich brennen in ihnen kürzlich entzündete Kerzen und Lichtlein. Viele dieser Häuschen wurden erst in den letzten Jahrzehnten errichtet. Andere haben eine jahrhundertealte Geschichte. Oft stehen sie zwischen Bäumen wie Linden, Eichen, Birken oder Ahorn.
Die Heiligenhäuschen geben meist Zeugnis von der Erfüllung eines Gelübdes. Etwas Gutes ist geschehen, für das innig gebetet, und das von tiefstem Herzen erhofft wurde. Die kleinen Häuschen bieten Raum für ein, zwei – manchmal bis zu vier Personen und dienen der stillen Andacht, der inneren Einkehr, dem persönlichen Dialog mit Gott. Sie sind Orte der Selbstbegegnung – mit den eigenen Sorgen, Hoffnungen, Ängsten und Wünschen. Womöglich sind sie auch Orte des Haderns mit Gott und der Welt und höchstwahrscheinlich auch Orte des Trostes. Oftmals sind kleine Tafeln des Dankes angebracht. Sie zeugen von Glück und geben dem Nächsten Hoffnung.

Die Fotografie und der Text entstammen dem Eifelkalender “Heiligenhäuschen in der Vulkaneifel 2018” der Kreissparkasse Vulkaneifel.

Fotografie: © Sven Nieder | Text © Dr. Tim Becker

Von Sven Nieder

Mit seiner Familie lebt Sven Nieder im Herzen der Vulkaneifel und immer wieder mal in seiner zweiten Heimat Grönland. Er ist weltweit als freier Fotograf, Filmemacher und seit der Gründung des Eifelbildverlags in Daun meistens als Verleger unterwegs, denn im Dauner Verlagshaus Kraterleuchten gibt es inzwischen mehrere Imprints, die sich mit Geschichten in der ganzen Welt beschäftigen.