Das Heiligenhäuschen St. Hubertus bei Strotzbüsch - Eifelbildverlag
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Das Heiligenhäuschen St. Hubertus bei Strotzbüsch

Das Heiligenhäuschen St. Hubertus bei Strotzbüsch

Nebel zieht über die Höhen bei Strotzbüsch. Die aufgehende Sonne im Rücken, kaum spürbar, kalt, frisch, ist die Luft. Kein Wind weht über die taubedeckte Wiese. Die Bäume lassen erste Spuren des Herbstes erkennen. Es riecht nach der Erde umgepflügter Felder und nach verwesendem Laub. Im Heiligenhäuschen brennt ein rotes Licht, von außen kaum wahrnehmbar. Dann erlangt die Sonne so viel Kraft, dass am Horizont allmählich der blaue Morgenhimmel durchbricht und ihre ersten wärmenden Strahlen zu spüren sind. Vögel beginnen zu singen.

Weisheit ist eine Tugend des Alters,
und sie kommt wohl nur zu denen,
die in ihrer Jugend weder weise waren noch besonnen.

Hannah Arendt, Menschen in finsteren Zeiten, 1968

Das Heiligenhäuschen St. Hubertus bei Strotzbüsch

Im schmiedeeisernen Tor des schlicht gehaltenen Heiligenhäuschens wird der Name „St. Hubertus“ sichtbar. Sein Relief steht auf dem Altärchen. Der Heilige wurde einst – so die Legende – auf der Jagd durch den Anblick eines prächtigen Hirsches, der zwischen den Sprossen seines Geweihs ein Kruzifix trug, zum Christentum bekehrt. Das dem Patron der Jäger und Hunde geweihte Heiligenhäuschen liegt noch still im einmaligen Augenblick des Morgengrauens. So duftet nur die herbstliche Eifel. So magisch still ist es nur hier auf dem Land. Doch dann donnert der erste LKW über die naheliegende Straße. Ein Auto nach dem anderen folgt. Die Jagd beginnt: Auf zur Arbeit, zur Schule oder zu sonstigen Pflichten. Alltag und magischer Ort – beide liegen so nah beieinander!

Heiligenhäuschen / Kapellchen in der Eifel

Heiligenhäuschen sind erstaunlich lebendige Orte der Eifel – mit einem Fenster in die Vergangenheit. Wer zu ihnen kommt, findet sie fast immer mit frischen Blumen und Zweigen geschmückt. Und unermündlich brennen in ihnen kürzlich entzündete Kerzen und Lichtlein. Viele dieser Häuschen wurden erst in den letzten Jahrzehnten errichtet. Andere haben eine jahrhundertealte Geschichte. Oft stehen sie zwischen Bäumen wie Linden, Eichen, Birken oder Ahorn.
Die Heiligenhäuschen geben meist Zeugnis von der Erfüllung eines Gelübdes. Etwas Gutes ist geschehen, für das innig gebetet, und das von tiefstem Herzen erhofft wurde. Die kleinen Häuschen bieten Raum für ein, zwei – manchmal bis zu vier Personen und dienen der stillen Andacht, der inneren Einkehr, dem persönlichen Dialog mit Gott. Sie sind Orte der Selbstbegegnung – mit den eigenen Sorgen, Hoffnungen, Ängsten und Wünschen. Womöglich sind sie auch Orte des Haderns mit Gott und der Welt und höchstwahrscheinlich auch Orte des Trostes. Oftmals sind kleine Tafeln des Dankes angebracht. Sie zeugen von Glück und geben dem Nächsten Hoffnung.

Die Fotografie und der Text entstammen dem Eifelkalender „Heiligenhäuschen in der Vulkaneifel 2018“ der Kreissparkasse Vulkaneifel.

Fotografie: © Sven Nieder | Text © Dr. Tim Becker